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Volkelt-Brief 25/2013

Volkelt-Brief

The­men heu­teUnter­neh­mens­füh­rung: Moti­va­ti­on ist Alles – aber wer moti­viert Sie? + Vor­sicht: Vie­le Geschäfts­ma­cher im Zer­ti­fi­zie­rungs­ge­wer­be unter­wegs – was tun? + Mit­ar­bei­ter: Nut­zen Sie alle Gele­gen­hei­ten, um Ihre Fir­ma „sexy“ zu machen + Steu­er: Kei­ne Steu­er­erleich­te­rung für Heim­fahr­ten mit dem Fir­men­wa­gen + GmbH-Finan­zen: Kurz­ar­bei­ter­geld für Hoch­was­ser geschä­dig­te Betrie­be + BISS

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Nr. 25/2013 vom 21.6.2013

Sehr geehr­te Geschäfts­füh­rer-Kol­le­gin, sehr geehr­ter Kollege,

ob Har­vard Busi­ness Mana­ger, Psy­cho­lo­gie heu­te oder in der aktu­el­len Aus­ga­be von brand1: In schö­ner Regel­mä­ßig­keit wid­met sich die Fach­pres­se dem The­ma „Moti­va­ti­on“ – und das unter allen nur denk­ba­ren Aspek­ten. Was dabei zu kurz kommt: Wer oder womit moti­vie­ren Sie sich eigent­lich selbst?

Ziel­vor­ga­ben und Beloh­nun­gen hel­fen nicht mehr wei­ter, wenn die Bat­te­rie leer ist. Und das kann bei Unter­neh­mern mit einem Tages­pen­sum von 10 Stun­den und mehr ganz schnell pas­sie­ren. Z. B., wenn plötz­lich noch zusätz­lich eine pri­va­te Bau­stel­le dazu kommt. Bezie­hungs­kri­se oder Kon­flik­te mit den Kin­dern. Der Stoff für Dails Soaps wie Gute Zei­ten, schlech­te Zei­ten und Kon­sor­ten. Aller­dings haben die meis­ten Geschäfts­füh­rer und Unter­neh­mer kei­ne Zeit fürs Fern­se­hen. Ihnen genügt die Rea­li­tät. Bes­tes Gegen­mit­tel gegen Ver­druss, mie­se Lau­ne oder aus­ge­blu­tet sein, ist das gepfleg­te Gespräch. Das ist nicht nur daher gesagt. Das ist so. Aller­dings brau­chen Sie dazu den rich­ti­gen Gesprächs­part­ner. Jemand, des­sen Mei­nung Sie über­zeugt. Der reflek­tier­te Lebens­erfahrung anbie­tet und der auch ein­mal eine ande­re Mei­nung als Sie selbst hat. Aber es darf kein Recht­ha­ber und Bes­ser­wis­ser sein. Kein Schwaf­ler und kein Hir­ni. „Für mich ist das gute Gespräch nicht mehr weg­zu­den­ken“, so kürz­lich ein Geschäfts­füh­rer-Kol­le­ge, der den rich­ti­gen Gesprächs­part­ner als Moti­va­ti­ons­hil­fe für sich ganz offen­sicht­lich bereits gefun­den hat.

Für die Pra­xis: Den zu fin­den ist kein Zufall. Es ist das Ergeb­nis geziel­ter Suche und in der Regel kei­ne Zufalls­be­kannt­schaft. Schär­fen Sie Ihre Fähig­kei­ten, Sach­ver­hal­te kon­kret und genau dazu­stel­len, dem Gegen­über genau zuzu­hö­ren und Fra­gen zu stel­len, wenn Ihnen ein Gedan­ken­gang oder eine Schil­de­rung Ihres Gegen­übers nicht plau­si­bel erscheint. Haben Sie den Ein­druck, dass eine „kon­struk­ti­ve Gesprächs­kul­tur“ erreicht ist, dann haben Sie den rich­ti­gen Gesprächs­part­ner gefunden.

Lite­ra­tur-TIPP: Gesprächs­kul­tur für zum Unter­neh­mens­er­folg (kos­ten­frei)

Viele Geschäftsmacher im Zertifizierungsgewerbe unterwegs – was tun?

Ob Reha-Kli­nik, Son­nen­stu­dio, Manage­ment-Bera­tung, Ein­zel­han­del oder Gas­tro­no­mie: Über­all wird „zer­ti­fi­ziert“. Dabei sind Zer­ti­fi­zie­run­gen im Prin­zip eine gute Sache. Sie geben Fir­men Hand­lungs­hil­fen zur Ver­bes­se­rung von Pro­duk­ten und Pro­zes­sen. Im bes­ten Fall geben Sie dem Ver­brau­cher – also Ihren Kun­den – eine Ent­schei­dungs­hil­fe beim Ein­kauf und zah­len sich beim Umsatz in der Regel auch in Cent und Euro aus. Aber: In letz­ter Zeit häu­fen sich die Mel­dun­gen, dass mit der Zer­ti­fi­zie­rung vie­le Tritt­brett­fah­rer unter­wegs sind, die gesetz­li­che Vor­ga­ben unzu­läs­sig aus­nut­zen und so bei vie­len Betrie­ben unnö­ti­ge Zusatz­kos­ten ver­ur­sa­chen. Ers­te Zer­tif­ka­te sind bereits in Ver­ruf gera­ten und nicht mehr das Geld wert, dass der Unter­neh­mer für einen eigent­lich guten Zweck inves­tiert hat. Was tun?

Hin­ter­grund: Fakt ist, dass es im Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren ein Kon­troll­pro­blem gibt. Die für die Umset­zung zustän­di­gen Regie­rungs­prä­si­di­en ver­fü­gen selbst nicht über die per­so­nel­len Resour­cen, das Ver­fah­ren flä­chen­de­ckend anzu­bie­ten, durch­zu­füh­ren und zu kon­trol­lie­ren. Die­se Auf­ga­ben sind in der Regel pri­va­ten Unter­neh­men über­tra­gen. Was immer dann zu Inter­es­sen­kon­flik­ten führt, wenn der Bera­ter des Unter­neh­mens gegen Pro­vi­sio­nen an einen bestimm­ten Zer­ti­fi­zie­rer ver­mit­telt oder wenn der sogar zugleich auch Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le ist. In der Pra­xis wer­den immer mehr Fäl­le bekannt, in denen trotz Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren erheb­li­che Män­gel bei der prak­ti­schen Durch­füh­rung moniert wer­den, so  zuletzt z. B. in der Abfall­wirt­schaft (vgl. z. B. Pro­g­nos-Gut­ach­ten zum Fall Eni­vo).

Fakt ist auch, dass Zer­ti­fi­zie­rungs-Fir­men wie jedes ande­re pri­vat geführ­te Unter­neh­men Umsatz machen müs­sen. Allei­ne aus den Zer­ti­fi­zie­rungs-Kon­trol­len kann kei­nes die­ser Unter­neh­men leben. Der Druck, zusätz­lich Unter­neh­men zu zer­ti­fi­zie­ren steigt. Dabei ist der Nut­zen einer Zer­ti­fi­zie­rung nicht immer gege­ben. Vie­le Zer­ti­fi­ka­te wer­den nicht bekannt gemacht, sagen dem Ver­brau­cher nichts oder wer­den von den Ver­brau­cher­schutz-Orga­ni­sa­tio­nen sogar abge­lehnt. Als Unter­neh­mer sind Sie gut bera­ten, wenn Sie nicht jedem Bera­ter­hin­weis auf eine not­wen­di­ge Zer­ti­fi­zie­rung nachgeben.

Für die Pra­xis: Wenn Sie Ihre Fir­ma zer­ti­fi­zie­ren wol­len, soll­ten Sie sich nicht auf ledig­lich eine Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le beschrän­ken. Holen Sie sich die Ange­bo­te von meh­re­ren Zer­ti­fi­zie­rern ein. Nut­zen Sie die Inter­net-Recher­che zu Infor­ma­tio­nen über die Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­len (Zulas­sung, Kun­den usw.). Las­sen Sie sich Refe­ren­zen geben und tau­schen Sie Erfah­run­gen über das Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren und den (ver­meint­li­chen) Nut­zen des Zer­ti­fi­kats aus. Alle Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­len füh­ren nach Ver­ga­be eines Zer­ti­fi­kats stich­pro­ben­ar­ti­ge Kon­trol­len durch. In der Regel muss das kon­trol­lier­te Unter­neh­men – also Ihre Fir­ma – die Kon­trol­le selbst bezah­len. Die­se wird nach Auf­wand und Stun­de berech­net (ab 50 € Stun­de). Wich­tig ist, dass Sie Auf­fäl­lig­kei­ten bei den Kon­trol­len (über­höh­te Rech­nung durch eine unan­ge­mes­sen zeit­in­ten­si­ve Prü­fung, auf­fäl­li­ge Spe­sen) der Kon­troll­be­hör­de umge­hend mit­tei­len (Regie­rungs­prä­si­di­um).

Nutzen Sie alle Gelegenheiten, um Ihre Firma „sexy“ zu machen

Nach einer aktu­el­len Stu­die des Insti­tuts für Arbeits­markt- und Berufs­for­schung stel­len klei­ne­re Fir­men mit weni­ger als 50 Mit­ar­bei­tern knapp über 50 % aller Arbeits­plät­ze in Deutsch­land. Aber genau die­se Unter­neh­men tun sich bei der Suche nach Arbeits­kräf­ten beson­ders schwer. Dabei gibt es vie­le effek­ti­ve Mög­lich­kei­ten zur Per­so­nal-Akqui­se. Letz­tes Wochen­en­de konn­te ich mich wie­der ein­mal selbst vor Ort in Donau­eschin­gen beim Tag der offe­nen Tür anläss­lich 150 Jah­re des mit­tel­stän­di­schen Auto­mo­bil-Zulie­fe­rers IMS Gear davon über­zeu­gen, wie effek­tiv gute PR-Arbeit sein kann. Schwer­punkt der Ver­an­stal­tung: Neben Essen, Trin­ken, Unter­hal­tung und Infor­ma­ti­on über das Unter­neh­men ging es um Per­so­nal­be­schaf­fung. Und zwar nach Fach­kräf­ten und nach Azu­bis für den nächs­ten Jahrgang.

Und es klappt: Da wird viel mit­ein­an­der gespro­chen, Fami­li­en-Mit­glie­der wer­den mit­ge­bracht, die Kin­der kön­nen sich ein Bild vom Arbeits­platz der Eltern machen, Freun­de und Bekann­te wer­den neu­gie­rig. Dazu die Geschäfts­füh­rung: „Das ist ein guter Erfolg. Mit so vie­len Men­schen haben wir nicht gerech­net“. Gra­tis gab es einen aus­führ­li­chen Bericht in der ört­li­chen Pres­se. Wenn Unter­neh­men sich der Öffent­lich­keit stel­len, kön­nen sie nur gewin­nen. Die Sta­tis­tik belegt aber, dass nur jedes drit­te Unter­neh­men regel­mä­ßig ihre Türen nach außen öff­net. Die meis­ten ande­ren begnü­gen sich mit inter­nen Mit­ar­bei­ter-Events. Sie ver­ge­ben damit gute Chan­cen zur Per­so­nal­re­kru­tie­rung und zur Erhö­hung des regio­na­len Bekannt­heits­gra­des. Fazit nicht weni­ger Besu­cher: „Wir wuss­ten ja gar nicht, was die eigent­lich machen“. Das aber ist die Vor­aus­set­zung dafür, um das Unter­neh­men für die eige­nen Mit­ar­bei­ter und für zukünf­ti­ge Mit­ar­bei­ter „sexy“ zu machen.

Für die Pra­xis: Gera­de klei­ne­re Unter­neh­men sind gut bera­ten, das gesam­te Spek­trum zur Per­so­nal­be­schaf­fung zu nut­zen. Gute Anläs­se für einen „Tag der offe­nen Tür“ sind zum Beispiel:

  • Fir­men­ju­bi­lä­um,
  • regio­na­le Ver­an­stal­tun­gen (Gewer­be­schau, Bür­ger­fes­te usw.)
  • Som­mer­fest (jähr­lich)
  • Ein­wei­hung neu­er Räumlichkeiten
  • beson­de­re Produktpräsentationen
  • Prä­sen­ta­ti­on beson­de­rer Pro­jek­te (Aus­bil­dung).

Je nach Fir­men­grö­ße müs­sen Sie für eine sol­che Ver­an­stal­tung mit einem Vor­lauf von 6 Mona­ten bis zu 1 Jahr rech­nen. Rich­ten Sie eine Pro­jekt­grup­pe ein und stat­ten Sie die­se mit kla­ren Kom­pe­ten­zen (Bud­get, exter­ne Event­ver­an­stal­ter) aus. Bestim­men Sie die Pro­jekt­in­hal­te und set­zen Sie Mile­sto­nes. Bezie­hen Sie alle Mit­ar­bei­ter in die akti­ve Prä­sen­ta­ti­on des Unter­neh­mens ein (kla­re Auf­ga­ben­set­zung). Aber so, dass jeder Mit­ar­bei­ter auch am unter­halt­sa­men Teil der Ver­an­stal­tung teil­neh­men kann, so dass er Zeit für die Fami­lie und Bekann­te hat, um die­se per­sön­lich bes­ser anzu­spre­chen und ein­zu­bin­den (Schicht­wech­sel).

Keine Steuererleichterung für Heimfahrten mit dem Firmenwagen

Leben Sie als   Geschäfts­füh­rer inner­halb einer sog. dop­pel­ten Haus­halts­füh­rung und nut­zen Sie den Fir­men­wa­gen am Wochen­en­de für die Fahrt zu Ihrem Haupt­wohn­sitz, kön­nen Sie die anfal­len­den Kos­ten steu­er­lich nicht gel­tend machen. Eine zusätz­li­cher Wer­bungs­kos­ten­ab­zug (Anzahl der Heim­fahr­ten x km zum Haupt­wohn­sitz x 0,30 €) ist nicht mög­lich (BFH, Urteil vom 28.2.2013, VI R 33/11).

Für die Pra­xis: Ein zusätz­li­cher Wer­bungs­kos­ten­ab­zug für Heim­fahr­ten im Rah­men einer dop­pel­ten Haus­halts­füh­rung ist nur dann mög­lich, wenn Sie mit dem Pri­vat-Pkw fah­ren (§ 9 Abs. 1 EStG). Zu prü­fen ist: Sie ver­ein­ba­ren für den Fir­men­wa­gen aus­schließ­lich dienst­li­che Nut­zung (even­tu­ell mit Fahr­ten­buch, aber ohne zusätz­li­che Lohn­steu­er nach der 1%-Methode) und nut­zen für die Heim­fahr­ten einen zusätz­li­chen Pri­vat-Wagen, für den Sie den Wer­bungs­kos­ten­ab­zug bean­spru­chen können.

Kurzarbeitergeld für Hochwasser geschädigte Betriebe

Die Bun­des­agen­tur für Arbei­ter (BA) weist aus­drück­lich dar­auf hin, dass für alle hoch­was­ser­ge­schä­dig­ten Betrie­be in Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg, Thü­rin­gen, Sach­sen, Sach­sen-Anhalt, Bran­den­burg, Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein bei Arbeits­aus­fall schnell und unkom­pli­ziert Kurz­ar­bei­ter­geld bean­tragt wer­den kann. Das gilt auch bei Lie­fer­aus­fäl­len. Set­zen Sie sich umge­hend mit der zustän­di­gen BA in Ver­bin­dung. Wei­ter­füh­rend: Merk­blatt für hoch­was­ser­ge­schä­dig­te Betrie­be > Hier ankli­cken.

Mit bes­ten Grü­ßen Ihr

Lothar Volkelt

Dipl. Volks­wirt, Her­aus­ge­ber + Chef­re­dak­teur Volkelt-Brief

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